Schachgesellschaft Schopfheim 1885

 

Die Schachgesellschaft 1885 Schopfheim ist der älteste, eingetragene Schachverein Baden-Württembergs mit Leuten, die ambitioniert  dem Schachspiel nachgehen. Man trifft sich immer dienstags um 19:30  zwecks gemeinsamen Austauschs, des Lernens und der Leidenschaft  zum Schach.

 

Man trifft sich regelmäßig im alten Rathaus in Fahrnau, Hauptstraße 255. Teilnahme jeden Dienstag ist nicht verbindlich. Der erste Vorsitzende ist Herr Franz Hoch, der zweite Vorsitzende ist Herr Johannes Greiner und die Kasse übernimmt Herr Gerhard Baumann, der auch das Jugendschach leitet.

 

Der Jahresbeitrag beträgt 50 Euro für Erwachsene und € 20 für Jugendliche

Vereinsgeschichte, Kurzversion

Als der katholische und evangelische Pfarrer miteinander tanzten....

 

125 Jahre Schachgesellschaft Schopfheim 1885

 

Es war am 2. Dezember 1880. Der Winter mit seinen langen Abenden stand vor der Tür. Da beschlossen einige Herren aus Schopfheim, einen Abend in der Woche für das „königliche Spiel“ festzulegen. Es handelte sich hierbei um Realschuldirektor Professor Dr. Rudolf Brefin, Ingenieur Albert Ziegler, Professor Weiss, Oberförster Seidel, die Stadtpfarrer Eberlin und Bauer, Verwalter Ziegler, Kaufmann Beurmann, Dr. Knoderer, Notar Ehret, Fabrikant Krafft und einige weitere Herren - allesamt Männer aus bester Gesellschaft. Als Vereinslokal wählte man das sogenannte Schleswig-Holstein-Stübchen im ehemaligen Gasthaus Dreikönig (heute Regio-Buch), da dort keine Polizeistunde galt, was für die langen Schachabende von großer Bedeutung war. Damit war die Schachgesellschaft als erster Schachverein Badens gegründet. Der Leser dieses Berichts täuscht sich nicht - das Gründungsjahr der Schachgesellschaft Schopfheim ist nicht wie bisher angenommen 1885 sondern bereits 1880! Bisher galt für den Verein noch die von Erwin Buchleiter verfasste Chronik; aber anlässlich des Jubiläums von Franz Hoch durchgeführte Nachforschungen im Stadtarchiv erbrachten überraschenderweise den 5 Jahre früheren Gründungtermin.

In den Statuten steht der „wichtige“ Paragraph, dass der Verein erst dann als aufgelöst gilt, wenn er weniger als 2 Mitglieder zählt. Soweit ist es aber nicht gekommen. Im Gegenteil, der Klub zeigte sich als sehr lebenskräftig. Es gab Turniere gegen Lörrach und gegen Heidelberg, wobei die Schopfheimer dank der Schachkunst von Prof. Brefins (gest. 1892) stets gut abschnitten. Es handelte sich hierbei um sogenannte Korrespondenzpartien, bei denen die Schachzüge per Post an die anderen Vereine gesandt wurden, da eine persönliche Begegnung wegen der fehlenden Verkehrsinfrastruktur noch nicht gegeben war. Noch heute gibt es solche Fernschachpartien und Turniere, bei denen die Züge per E-Mail mitgeteilt werden.

Ende der 80er Jahre zog man in den Pflug um. Zuvor aber feierte man im Dreikönig ein Stiftungsfest, von dem man sich noch Jahre danach erzählte. In hinterlassenen Protokollen des Buchhalters W. Müller ist die Legende verzeichnet, dass bei diesem Fest die allgemeine „Beschwingtheit“ so groß war, dass der protestantische und der katholische Pfarrer miteinander tanzten und ein Altkatholik dazu auf dem Klavier gespielt habe. Der Dreikönigwirt bot damals ein wahrlich fürstliches Mal, denn es gab Dreikönigssuppe, Lachs mit Zwiebel und Kartoffel, Roastbeef mit Gemüse, gebratenes Welschhuhn mit Salat und Eingemachtem, Pudding mit Zugabe als Nachtisch.

Anfang des 20. Jahrhunderts verlegte man die Schachabende in den „Hirschen“. Die Kriegswirren 1914 – 1918 brachten es mit sich, dass weitere Aufzeichnungen verloren gingen. 1923 fand ein Simultanspiel (einer spielt gegen mehrere an entsprechenden Brettern) mit dem damals als Schachmeister bekannten Pfarrer Duhm aus Wieslet statt, welches dieser gegen acht Schopfheimer gewann. Außerdem gab es Begegnungen mit inzwischen gegründeten Schachklubs aus Lörrach, Säckingen, Rheinfelden, Todtmoos, Wehr, Langenau, Tegernau und Zell.

Einen durch den Badischen Schachverband organisierten Spielbetrieb wurde erstmals 1935 unter dem Namen „Oberrheinische Schachgemeinschaft“ eingeführt, bei dem die Schachgesellschaft regelmäßig bis zum Ausbruch des 2. Weltkrieg teilnahm. Durch den Ausbau des Nahverkehrs mit Eisenbahn und Bussen wurden Mannschafskämpfe und Turniere erst möglich. Unvergessen sind auch die beiden Simultanspiele an 30 Brettern gegen den damaligen russischen Schachgroßmeister und Vizeweltmeister Ernst Bogoljubow.

 

Ernst Sutter gab 80-jährig sein Vorstandsamt ab. Nachfolger wurde Regierungsrat Dr. Merkel bis zu seiner Versetzung nach Leipzig. Danach übernahm Fabrikant Adolf Lenz (gefallen in Russland) die Vereinsführung. Nach dem Krieg fand man in Heinrich Jehly, dem früheren Mitbegründer des Fußballvereins, einen würdigen Nachfolger. Da nach Kriegsende das Vereinsleben durch die französische Besatzungsbehörde stark eingeschränkt wurde, schloss sich der Schachklub dem Sportverein Schopfheim als „Schachabteilung“ an und wählte den wieder nach Schopfheim zurückgekehrten Dr. Merkel zum ersten Vorsitzenden. Nach dessen erneuter Versetzung stellte sich Fabrikant Dr. Theo Krückels als Leiter der Schachabteilung zur Verfügung, unterstützt vom rührigen Spielleiter und Schriftführer Marcel Nerpel. Zu dessen Gedenken trägt der Verein nach seinem Tode regelmäßig ein internes Marcel-Nerpel-Gedächtnisturnier aus. Auch durch Zuzüge aus dem Osten nahm der Verein an Mitgliederzahl und damit verbunden an Spielstärke zu.

Im Jahre 1962 löste man sich vom Sportverein und nannte sich fortan Schachgesellschaft Schopfheim 1885. Die daraufhin durchgeführten Wahlen ergaben als ersten Vorsitzenden   Gerhard Lange, Turnierleiter Marcel Nerpel (nach dessen Tod Franz Hoch) und Erwin Buchleither als Kassier. Dr. Krückels wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Sportlich hielt sich die erste Mannschaft in der Landesliga sehr gut, die Vereinsturniere wie Stadtmeisterschaft, Neujahrsblitz- und Marcel-Nerpel-Turnier waren gut belegt. Gesellschaftlich schloss man an frühere Jahre an und feierte regelmäßig, meist in der Weihnachtszeit, Familienfeste, die man noch heute auf Filmen von Zimmermeister Karl Fritz nacherleben kann. 1982 übernahm Karl Ganz die Vereinsführung, die er 25 Jahre lang innehatte, bis ihn das langjährige Vorstandsmitglied Franz Hoch auf seinen Wunsch hin ablöste. Im Sommer 1985 feierte der Verein sein 100-jähriges Bestehen mit einem Festakt und einem internationalen Schachturnier. 120 Schachspieler aus der nahen Schweiz, dem Elsass und aus Südbaden kämpften um den von der Stadt Schopfheime gestifteten Pokal. Sieger wurde die Mannschaft aus Freiburg.

 

Einen weiteren Höhepunkt in der wechselvollen Geschichte des Schachklubs bildete nicht zuletzt die Austragung der Deutschen Jugendmeisterschaften 1997, bei der die Spielstärke der besten 24 Jugendspieler aus allen Regionen Deutschlands bestaunt wurde.

Unvergessen bleibt das in diesem Jahr ausgetragene Einzelturnier Anlässlich des 125jährigen Jubiläums. Neben dem traditionellen Schach wurde parallel dazu erstmals in Südbaden ein Turnier nach dem neuen Modus „Chess 960“ durchgeführt, bei dem die Ausgangsstellung der Figuren per Computer ausgelost wird. Sieger wurde auch hier ein ehemaliger Deutscher Jugendmeister, Andreas Heimann vom deutschen Meister Baden-Baden vor dem russischen internationalen Meisterspieler Michael Zaitsev aus Bochum.

Schachspieler werden leider oft belächelt. Wer selbst nicht Schach spielt, begreift nicht recht, warum 2 Spieler stundenlang vor diesem seltsam gemusterten Brett und den merkwürdigen Figuren sitzen, kaum ein Wort sprechen und nach langer Überlegung behutsam einen Zug ausführen und dabei prüfend den Gegenüber beobachten, ob er die versteckte Schläue diese Zuges bemerkt hat. Wer sich hiervor nicht scheut, ist der Schachgesellschaft Schopfheim herzlich willkommen. Spielabende sind wie ehedem die Dienstagabende im alten Rathaus Fahrnau.

 

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